Ein neuer Sportplatz entsteht
Ein schwerer Schlag wurde dem Verein versetzt, als im Jahre 1952 entschieden wurde, dass der Sportplatz und die Halle auf dem Wörth dem Ausbau des Neckarkanals zum Opfer fallen. Die Mitglieder des Vereins ließen sich dadurch nicht entmutigen. In einer außerordentlichen Mitgliederversammlung am 9. August 1952 wurden bereits Pläne für den Neubau des Sportplatzes und eines Vereinsheimes diskutiert. Der erst wenige Monate zuvor neu gewählte Vorstand Zahnarzt Helmut Fenner hat die neue Herausforderung tatkräftig angenommen und mit Mut und Entschlossenheit auf allen Ebenen vorwärtsgetrieben. Für den neuen Sportplatz stellte die Gemeinde dem Verein als neues Gelände den ehemaligen Steinbruch auf der Burg zur Verfügung. In über 9000 freiwilligen Arbeitsstunden haben die Mitglieder einen neuen Sportplatz geschaffen, der am 7. und 8. August 1954 eingeweiht werden konnte. Tatkräftig unterstützt wurde der Verein beim Sportplatzbau durch eine amerikanische Pioniereinheit, die mit gewaltigen Planierraupen das unwegsame Gelände ebnete.
Nach dem Einweihungswochenende im August 1954 war in der LKZ zu lesen: „Walheim weihte mustergültigen Sportplatz ein. Die ganze Gemeinde Walheim – nicht nur der SV Walheim – beging über das Wochenende die Einweihung des neuen Sportplatzes „Auf der Burg”, der sich als eine der schönsten Sportplatzan¬lagen unseres Kreises vorstellt. Unsere Aufnahme vermittelt einen Eindruck von der landschaftlich ideal gelegenen Anlage – aber auch von den Mühen, die es gekostet hatte, in diesem wilden Steinbruchgelände zum größten Teil in freiwilli¬ger Selbsthilfe einen solchen Platz zu schaffen.”
Das Einweihungsspiel am 8. August 1954 bestritten SV Besigheim I und SV Walheim I. Der neue Sportplatz hat auch bei den Leichtathleten des Vereins Anklang gefunden. Horst Walter hat hier in jungen Jahren das Training für diese Sparte übernommen und leistete über viele Jahre als Spartenleiter wichtige Aufbauarbeit.
Ein neues Sportheim entsteht
Bereits während des Sportplatzbaues wurden die Pläne für ein neues Vereinsheim vorwärtsgetrieben. Bei einem Lokaltermin am 9. August 1953 wurde auf der Burg der Bauplatz für ein Vereinsheim festgelegt. Der Verein benötigte dringend eine Übungsstätte für seine Turn- und Tischtennisabteilung, da mit der Faschingsveranstaltung im Jahre 1954 die letzte Veranstaltung in der alten Vereinsturnhalle stattfand. Bezeichnenderweise stand diese Faschingsveranstal¬tung unter dem Motto: „Jetzt erst recht”.
In einer Ausschusssitzung am 3. März 1954 wurde ein Bauausschuss gewählt, der sich wie folgt zusammensetzte: Karl Edelmann (Maurer), Friedrich Beck (Zimmermann), Otto Merkle (Gipser), Johann Osterheld, Wilhelm Bothner (Maurer) und Wilhelm Nägele. Der Abriss der Turnhalle am Neckar erfolgte durch die Vereinsmitglieder und das noch brauchbare Material wurde für den Bau des neuen Vereinsheims aufbewahrt.
Um die Zeit bis zur Fertigstellung des Vereinsheims zu überbrücken, wurde auf der Burg eine Baracke aufgestellt, die von der Brauerei leihweise zur Verfügung stand. Da weder Wasser- noch Stromanschluss zur Verfügung stand, war die Zeit bis zur Fertigstellung des Vereinsheims recht beschwerlich. Freundlicherweise stellte in dieser Zeit der benachbarte Sportschützenverein Walheim sein Schützenhaus als Umkleideraum zur Verfügung.
Für die alte Turnhalle erhielt der Verein eine Entschädigung von 11.385 DM. Dies war der Grundstock für das neue Vereinsheim, für das der Walheimer Architekt Ernst am 19. Mai 1954 die Pläne vorlegte. Die Ausschussmitglieder waren mit diesen Plänen voll einverstanden und – so das Sitzungsprotokoll – „Vorstand Fenner legte allen anwesenden Mitgliedern die dringende Bitte ans Herz, sich an den zahlreichen und dringenden Bauarbeiten unbedingt so viel wie möglich zu beteiligen”. Seine Worte fielen auf fruchtbaren Boden: die Mitglieder brachten 68.000 freiwillige Arbeitsstunden auf, um das Vereinsheim bis 1956 fertigzustellen. Mit Rat und auch mit Tat wurden sie dabei von den Walheimer Handwerkern unter¬stützt.
Besonders hervorzuheben ist der Einsatz des Vereinsmitgliedes Johann Osterheld. In einem Zeitungsartikel, der kurz nach seinem 75. Geburtstag erschienen ist, heißt es unter anderem: „Der rüstige 75-jährige war auf der Baustelle der neuen Sportanlage so gut wie täglich anzutreffen, wobei er durch ein Vorbild an Regsamkeit und immer guten Mutes – die Pfeife geht ihm von morgens bis abends nicht aus – die Jugend des Vereins mitgerissen hat. Der Walheimer Sportverein blickt deshalb mit Recht dankbar und anerkennend zu diesem Manne auf.” Am 13. August 1955 konnte das Richtfest gefeiert werden. Kurz zuvor wurde festgestellt, dass die Geldmittel des Vereins verbraucht waren und so wurde beschlossen ein Darlehen über 10.000 DM aufzunehmen, damit die Arbeiten zügig fortgesetzt werden konnten. Während der Bauzeit verging fast kein Monat ohne eine Ausschusssitzung. Baufragen waren die Hauptthemen. In dieser kritischen Phase hat sich Vorstand Helmut Fenner große Verdienste um den Verein erworben. Mit Beharrlichkeit und Verhandlungsgeschick trat er für die Interessen des Vereins ein.
Trotz aller Schwierigkeiten: am 14. und 15. Juli 1956 war es soweit, das neue Vereinsheim des SV Walheim konnte eingeweiht werden.
…auch der Unterhalt ist schwer*
Mit der Erstellung des Vereinsheims kam auf alle Verantwortlichen eine neue und ungewohnte Aufgabe zu: das neue Vereinsheim zu verwalten, gut zu erhalten und einen geordneten Bewirtschaftungsbetrieb sicherzustellen. Vereinsheim-Themen waren von nun an wesentliche Bestandteile der Sitzungsprotokolle. Für die Bewirtungsfragen wurde ein Kantinenausschuss eingesetzt. Der Kantinenbetrieb im Sportheim machte einige Änderungen in der Satzung erforderlich. Auf der Hauptversammlung am 16. Februar 1957 konnte Vorstand Fenner vermel¬den, dass bereits 27 größere Veranstaltungen auf der Burg stattgefunden haben. Da die liquiden Mittel des Vereins weiterhin etwas angespannt waren, wurden in dieser Versammlung zur Hebung des Kantinenumsatzes gleich weitere Veranstaltungen angekündigt: Ostertanz, Maitanz, 20 Jahre Fußball-Spielbetrieb, Herbstfest und Weihnachtsfeier. In dieser Zeit wurden auf der Burg nicht nur sportliche Wettkämpfe, sondern auch zahlreiche Tanzveranstaltungen durchgeführt, an die sich viele Walheimer gerne noch zurückerinnern.
Die finanzielle Lage des Vereins führte auch dazu, dass die Vereinsleitung die Ablehnung eines Fußball-Freundschaftsspieles durch die Fußball-Abteilung aus folgenden Gründen beanstandete:. auch schwächeren Gegnern soll die Gelegenheit zu lernen gegeben werden, 2. ein Spiel wäre vorteilhaft für den Kantinenumsatz gewesen.
Grundsätzlich wünscht die Vereinsleitung, dass möglichst viel in Walheim gespielt wird.”
Bedingt durch den Kantinenbetrieb mussten sich die Vereinsfunktionäre auch mit ungewohnten steuerlichen Problemen beschäftigen. Daneben waren noch viele kleinere Arbeiten rund um das Vereinsheim auszuführen, die immer wieder den freiwilligen Einsatz der Mitglieder erforderten. Vor diesem Hintergrund ist der folgende Auszug aus dem Protokoll der Hauptversammlung vom 31. Januar 1959 verständlich:
Über die Verwaltung des Vereinsheims führte der Vorstand aus, es wäre wohl leichter solche Heime zu erstellen, wie zu erhalten, da die Begeisterung der Mitglieder schnell nachlasse.”
Wechsel in der Vereinsleitung
Von 1952 bis 1958 hatte sich der Vorstand Helmut Fenner Jahr für Jahr zur Wahl gestellt und die Verantwortung für die Vereinsleitung übernommen. Es war daher eine große Überraschung, als er sich bei der Hauptversammlung im Januar 1959 nicht mehr zur Wahl stellte. Im Protokoll ist vermerkt, dass nach dieser Bekanntmachung eine durch Erregung geschwängerte Zwangspause von eindreiviertel Stunden entstand.” Nach sicherlich hitzig geführten Diskussionen erklärte sich Paul Nägele, der Sohn des Gründungsmitgliedes Wilhelm Nägele, bereit, für ein Jahr das Amt des Vereinsvorstandes zu übernehmen. Die anwesenden Mitglieder dankten es ihm mit nahezu einstimmiger Wahl. Zum 2. Vorstand wurde Rainer Stähle gewählt, Kassier blieb weiterhin Willi Semmler und Helmut Fenner übernahm das Amt des Schriftführers. Die Abteilungsleiter Fußball (Manfred Eisenmann) und Tischtennis (Horst Walter) blieben weiterhin im Amt. Nach der sicherlich längsten Hauptversammlung in der Vereinsgeschichte war somit die neue Vereinsleitung komplett.
60-jähriges Vereinsjubiläum
Im Jahr 1961 wurde erstmals ein Vereinsjubiläum auf der Burg gefeiert. Rechtzeitig vor den Festlichkeiten bekam das Vereinsheim noch einen Außenputz verpasst und war somit mehrere Jahre nach der Einweihung auch nach außen hin fertiggestellt. Das Festprogramm wurde von zahlreichen sportlichen Veranstaltungen umrahmt. Für das Jubiläum wurden laut Protokoll 1000 Festbändel” bestellt.